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20.06.2011 14:30 Das
PR- Magazin der Will Media GmbH mit Anne Will war gestern bei der ARD
wieder auf Sendung
Zu der wie immer getarnten
neoliberalen PR- Sendung, wie
ich meine, waren zum Thema: "Sehnsucht nach einer
besseren Welt - brauchen wir mehr 'Gutmenschen'?",
als Gäste Winfried Kretschmann (Grüne), Martin Lindner (FDP), Margot Käßmann,
Sebastian Krumbiegel und Norbert Bolz engagiert. Da ich nicht davon ausgehe, bei
einer solchen privat produzierten Sendung ginge es vordergründig um die Absicht
den Zuschauern wertfrei, verschiedene Standpunkte zum einem gesellschaftlichen
Fragenkomplex anzubieten, versuche ich an der Auswahl des Themas sowie der Teilnehmer, ein
beabsichtigtes Ziel dieser Veranstaltung zu erkennen. JWD
Das Thema der Sendung zielt Richtung
Sozialstaat und suggeriert mit den Begriffen Sehnsucht (was bleibt den
Schwächlichen sonst) und dem Gutmensch (auch so ein Schwächling) die
Vorstellung, Leute die so was anstreben sind sentimentale Träumer, die in unserer
hart aber fairen Leistungsgesellschaft deplatziert sind. Im Verlauf der
Diskussion soll diese Assoziation bestätigt werden, so meine Interpretation. Die
etwas sentimentale Exbischöfin und Sünderin Margot Käßmann, sowie der eher
emotionale Sänger Sebastian Krumbiegel sind die geplante Idealbesetzung als Fürsprecher der
Schwachen.
Der frischgebackene, baden-württembergische Ministerpräsident Kretschmann aus
dem grünen Lager, der gerade von neoliberalen Heckenschützen des Wahlbetrugs
bezichtigt wird und dem man sowieso keine besondere Sozialkompetenz zuordnet,
ist in dieser Runde eher nicht ergebnisrelevant. Erwartungsgemäß knapp war sein
Betrag zum eigentlichen Thema. Wieso ein Wirtschaftssprecher der
marktradikalen, antisozialen Bundes- FDP, neben dem
Landespolitiker Kretschmann, zu diesem sozialen Thema ein Forum erhält, lässt sich
schlüssig ebenfalls nur mit der neoliberalen PR- Absicht dieser Sendung
begründen. Erhielt der FDP-ler doch die Chance dem Grünen ein paar
Seitenhiebe zu Stuttgart 21 zu verpassen. Das waren allerdings Rohrkrepierer und
blieben ziemlich wirkungslos. Aber, steter Tropfen höhlt den Stein. Das
Abweichen vom Thema wurde von der Moderatorin natürlich nicht moniert, denn die
Zielrichtung der PR stimmte ja.
Jetzt zur Schlüsselfigur dieser Inszenierung: Norbert Bolz, ein dem INSM
(Initiative Neue Soziale Marktwirtschaft) eng verbundener Prof. für
Medienwissenschaft an der TU- Berlin, ist radikaler Gegner jeder
Sozialstaatlichkeit. Zitat:" Schlimmer als asozial ist zu sozial" [Quelle:
FAZ]. Diese Äußerung hatte Bolz ebenfalls bei einer Anne Will- Sendung 2009
von sich gegeben. Auch damals war Martin Lindner von der FDP dabei. Kongenialer
Partner? Eine weitere Kostprobe zu Bolz: "...
der hält ein gerechtes Gesundheitswesen für unbezahlbar und will - sehr
pragmatisch - es auch gar nicht mehr anstreben. Norbert Bolz ist die Karikatur
eines Intellektuellen im dreiteiligen Anzug, wie ihn der hirnloseste
Marktliberalismus nur erschaffen kann", so in der FAZ im bereits vorher
zitierten Artikel.
Auch gestern hat Bolz wieder einige Querschläger losgelassen. Für Ihn sind heute
alle politischen Parteien, einschließlich der CDU und der FDP sozial verseucht.
Der Ärmste weiß gar nicht mehr, was Leute seines Schlages wählen sollen und
entlockte seinem Diskussionspartner von der FDP ein wohlwollendes schmunzeln
(FDP und sozial, da hätte ich auch gelacht).
Bonuspunkte wird's auch geben.
Für einen Wolf im Schafspelz halte ich Bolz schon deshalb,
weil er quasi, als über allem stehender, neutraler Sachwalter der Gerechtigkeit
und als Wissenschaftler auftritt. Seine Nähe zu Wirtschaftsinteressen ist für den
arglosen, normalen Zuschauer nicht erkennbar. In einer früheren Sendung, als er
für Sarrazin samt seinen für mich rassistischen Thesen Partei ergriff, war mir
Bolz ebenso unangenehm aufgefallen
..hier
.
Damals Posaunte er: "Die Gesellschaft divergiert auseinander, die
schlauen werden schlauer, die dummen werden dümmer, die reichen reicher, die
armen ärmer usw. Soziale Gerechtigkeit, Kapitalismusdebatte usw. seien Themen
des 19. Jahrhunderts, die er schon Überwunden glaubte."
Da hoffe ich doch, dass sich der mutmaßliche Sozialdarwinist gewaltig irrt, denn
nichts ist angesichts einer abgehobenen, den Bodenkontakt verlierenden Elite und
einem geradezu apokalyptischen Finanzkapitalismus aktuell notwendiger, als
gerade diese Debatten zu führen!
Die Kritiker seiner Denkrichtung hat er gestern wohl zu den Dummen gezählt, die
die komplexen Zusammenhänge nicht richtig einschätzen könnten. Er fand es
ziemlich unerträglich und unverantwortlich, wenn prominente Laien öffentlich
Stellung nehmen. Er hat ja zumindest in sofern recht, als dem Ahnungslosen nicht
alle Schmierstellen, sowie sonstige Sachzwänge bzw. sachfremden Zwänge bekannt
sein können. Aber genau diese gilt es ja zu eliminieren, wenn es um das Wohl des
Ganzen gehen soll. Die beiden
Fürsprecher für die Schwachen in der gestrigen Komödie, Käßmann und Krumbiegel,
die ihr Bestes gaben, versuchte Bolz
unglaubwürdig zu machen, in die Richtung unqualifizierte, die eigene Popularität ausnutzende
Effekthascher. Wenn's ums Tricksen und Täuschen geht, sehe ich den Professor
allerdings weit vorne.
Mit dieser Wahl der Gäste unter der Leitung einer
erfahrenen Moderatorin wie Anne Will, ist ein vordefiniertes Ziel einer solchen
Veranstaltung leicht kalkulierbar und es wird mit hoher
Wahrscheinlichkeit erreicht. The show must go on und geht mit der nächsten verkappt
privat finanzierten PR- Sendung weiter.
Zur Sendung der Will Media GmbH bei ARD
..hier
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