<< zurück | Home | JWD-Nachrichten | Teilen |

29.01.2014 00:00
Deutschland: phänomenaler Boom???
Deutschlands heimlicher Boom titelt SPON und in Bezug auf die BIP-Prognose des Manager Magazins von +2,8% für 2014 werden Zweifel an der offiziellen Statistik geschürt, diese soll das Wirtschaftswachstum unterzeichnen, die Bundesregierung deshalb im Blindflug navigieren und Deutschland in Wirklichkeit einen heimlichen Boom erleben?  [Quelle: querschuesse..de] JWD


Dabei wuchs das reale BIP laut Destatis 2013 nur mit +0,4%, was Stagnation viel näher liegt als den kolportierten “Überhitzungserscheinungen” bei SPON. Hier nun der Blick auf viele Detaildaten aus Deutschland, zum größten Teil abseits der BIP-Daten um nicht in den Geruch von Unterzeichnung zu kommen.


[verlinkt mit nds.de]

Die Entwicklung der saisonbereinigten realen Einzelhandelsumsätze seit Januar 1955 bis November 2013 (Index 2010=100) im Chart. Bis Dezember 1990 für die alten Bundesländer, ab Januar 1991 für ganz Deutschland. Seit über zwei Jahrzehnten geht es nicht mehr aufwärts, während in der alten Bundesrepublik die realen Einzelhandelsumsätze über Jahrzehnte dynamisch anstiegen, ist im wiedervereinigten Deutschland und als Mitglied der Eurozone bestenfalls pure Stagnation angesagt.

Weiterlesen im Originaltext bei ' querschuesse.de ' ..hier


Anmerkung: In den Nachdenkseiten schreibt Wolfgang Lieb folgenden Kommentar zu dem dortigen Tageshinweis: " Sie sollten die Querschüsse wirklich anklicken, Sie finden dort eine Vielzahl erhellender Grafiken, mit denen man sehr gut gegen die ständigen Beschöniger argumentieren kann."

Man könnte es auch so sagen: "Wer noch geringste Zweifel daran hat, in welchem Umfang der Plebs tagtäglich verarscht wird, sollte sich die Grafiken unbedingt ansehen." 

Links zu den Schaubildern bei querschuesse.de:
  • Kräftiger Aufschwung, zusätzlich angeheizt mit Schulden ..hier
  • PKW- Neuzulassungen ..hier
  • Realer Umsatz im Gastgewerbe ..hier
  • Umsatzsteueraufkommen ..hier
  • Lohnsteueraufkommen ..hier
  • Zahl der Erwerbstätigen und geleistete Arbeitsstunden je Erwerbstätigen ..hier
  • Arbeitsstunden je Erwerbstätigen ..hier
  • Sozialversicherte Beschäftigte (die teils miese Qualität ist nicht erfasst) ..hier
  • Vollzeitbeschäftigte (mehr als 20 Std.?) ..hier
  • Sozialversicherungsbeschäftigte Vollzeit u. Teilzeit ..hier
  • Reallohnindex auf Quartalsbasis ..hier
  • Durchschnittliche Nettolöhne ..hier
  • Finanzierungssaldo der inländischen volkswirtschaftlichen Sektoren ..hier
  • Exportvolumen ..hier
  • Industrieproduktionsindex ..hier
  • Kapazitätsauslastung verarbeitendes Gewerbe ..hier
  • PKW Jahresproduktion in Einheiten ..hier
  • Monatliche Rohstahlproduktion ..hier
  • Produktionsindex ..hier
  • Baugenehmigungen von Wohnungen ..hier
  • Wachstum der realen Bruttoanlageinvestitionen ..hier
  • Reales BIP- Wachstum in % zum Vorjahresvergleich ..hier
[Links zu querschuesse.de]


Passend zum Thema:

28.01.2014 [Quelle: flassbeck-economics.de]
Ifo-Index passend zum heimlichen Boom gestiegen

Der ifo-Index ist im Januar leicht gestiegen. Das betrifft vor allem die Geschäftserwartungen, denen man nur sehr begrenzt trauen kann. Die Beurteilung der Geschäftslage hat sich nach einem Rückgang im Dezember wieder ganz leicht verbessert, wobei sich die einzelnen Bereiche sehr unterschiedlich entwickeln.

Im Verarbeitenden Gewerbe geht die Lagebeurteilung leicht aufwärts, während sie sich bei den Baufirmen verschlechtert. Großhandel und Einzelhandel stagnieren nahezu. Wie wenig aussagekräftig die Erwartungen der Unternehmen sind, zeigt sich in allen Bereichen. Im Verarbeitenden Gewerbe haben die Erwartungen fast wieder den Hochstand von 2011 erreicht, wohin gegen die Beurteilung der aktuellen Lage von dem damals kurz darauf folgenden Hoch noch sehr weit entfernt ist. In der Bauwirtschaft gibt es in der Reihe der Erwartungen einen klaren Saisoneffekt in den saisonbereinigten (!) Reihen, so dass es im Winter immer aufwärts geht. In den Handelsbereichen kann man die Erwartungen sowieso nicht verwenden, weil sie keinen Vorlauf vor der Beurteilung der Geschäftslage haben und selbst diese, so klar im Einzelhandel zu sehen, mit den Umsatzzahlen wenig zu tun hat.

Das zusammengenommen bedeutet: Auch der ifo-Index zeigt, dass es höchstens in Millimetern aufwärts geht. Und dies, wie die Auftragseingänge eindeutig belegen, nur, weil es wieder eine leichte Aufwärtsbewegung vom Ausland her gibt und gerade nicht von der Binnenwirtschaft. Umso toller ist das Stück, das Spiegel-Online über Deutschlands heimlichen Boom gemacht hat, in dem auch auf den ifo-Index verwiesen wird. Ein gewisser Henrik Müller, Professor für wirtschaftspolitischen Journalismus, berichtet über die „Studie“ einer privaten Firma in Kiel, die Anhaltspunkte dafür ausgemacht haben will, dass Deutschland einen Boom erlebt, der in der amtlichen Statistik nicht auftaucht.

Zunächst ist interessant an diesem Beitrag im Spiegel, dass dann, wenn ein Journalist ‘bessere’ Daten als die amtlichen zu haben meint – und zwar ‘bessere’ in inhaltlicher Hinsicht, also eine bessere konjunkturelle Lage signalisierend –, er sich traut, die amtliche Statistik so zu kommentieren, wie wir das auch tun, wie es aber rundherum in den deutschen Medien sonst nicht geschieht. Der Autor stellt nämlich tatsächlich fest: „Laut den kürzlich veröffentlichten Schätzungen des Statistischen Bundesamts ist die deutsche Wirtschaft 2013 real, also nach Abzug der Inflation, nur um 0,4 Prozent gewachsen.

Das wäre Stagnation – Deutschland würde am Rande einer Krise entlangschrammen.“ Wie recht er mit einer solchen Einordnung der offiziellen Zahlen hat: Sollten sie richtig sein (wovon wir ausgehen, solange keine Revisionen vorliegen und dem Statistischen Bundesamt keine systematischen Fehler nachgewiesen werden), bewegt sich Deutschland in der Tat am Rande einer Krise. Das hat unseres Wissens bislang kein Blatt gewagt so zu formulieren. Das Statistische Bundesamt selbst sprach von “moderatem Wachstum”, wie wir bereits berichtet und kritisch hinterfragt haben.

Doch wie gesagt, diese deutlichen Worte (im Konjunktiv) findet der Autor offenbar vor allem deshalb, weil er die offiziellen Zahlen anzweifelt und der Ansicht ist, dass die tatsächliche Lage von der ersten Jahresschätzung der Volkswirtschaftlichen Gesamtrechnung für 2013 grob unterzeichnet wird. So heißt es in dem Beitrag: „Doch andere Daten deuten in die Gegenrichtung: Die Beschäftigung, … die Steuereinnahmen, der Außenhandel, die Konsumentenstimmung (der GfK-Konsumklimaindex…), auch der Ifo-Geschäftsklimaindex – all diese Zahlen weisen Rekordwerte aus. Nur die Volkswirtschaft als Ganzes nicht? Irgendwas scheint da nicht zu stimmen.“

Sehen wir einmal davon ab, dass eine Argumentation mit “Rekordwerten” in einer wachsenden Wirtschaft wenig sinnvoll ist (wenn etwas wächst, sind die jüngsten Werte immer die höchsten, vor allem die nominalen). Und vernachlässigen wir ferner, dass “Rekordwerte” noch keine Beschleunigung eines Wachstums anzeigen. So bleibt doch anzumerken, dass die Aussage von Henrik Müller für den ifo-Index de facto nicht zutrifft, der eben keinen Rekordwert erreicht hat (vgl. oben).  [..]

Weiterlesen im Originaltext bei ' flassbeck-economics.de ' ..hier


Anmerkung: Wie grotesk das ganze Spiegel-Brimborium ist, beschreibt Flassbeck im weiteren Teil seines Artikels. Wäre die Sache nicht so traurig und ernst, man müsste sich totlachen.  Wirklich lesenswert ..hier


 
<< zurück | Home |