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15.12.2015 00:00
Die Ruhe vor dem Sturm?
Die Militär-Operationen, die in
Syrien und Umgebung vorbereitet werden
Die westliche Presse spricht wenig von den
Militäroperationen in Syrien, außer um ohne den geringsten Nachweis zu
behaupten, dass die Koalition die Daesh-Dschihadisten erfolgreich bombardiere,
während Russland unschuldige Zivilisten töte. Es ist in der Tat schwierig, sich
ein Bild von der derzeitigen Situation zu machen, da jedes Lager seine Waffen
für eine breitere Konfrontation poliert. Thierry Meyssan beschreibt hier die
Vorbereitungen.
[Quelle: voltairenet.org] JWD
Von Thierry Meyssan | Voltaire Netzwerk | Damaskus (Syrien) |
14. Dezember 2015
Quelle: voltairenet.org
Heckscheibe eines syrischen
Minibusses mit Porträts von Baschar Al-Assad, Vladimir Putin und
Hassan Nasrallah dekoriert, die drei Männer, die den Widerstand
gegen die ausländische Aggression verkörpern. |
Die Stille, die rund um die militärischen Operationen im Irak und in Syrien
herrscht, bedeutet nicht, dass der Krieg aus ist, sondern dass die verschiedenen
Protagonisten sich für eine neue Runde vorbereiten.
Die Koalitionstruppen
Auf der imperialen Seite herrscht die größte Verwirrung. Im Hinblick auf die
widersprüchlichen Aussagen der US-Führer ist es unmöglich, die Absichten von
Washington zu durchschauen, falls es sie gibt. Bestenfalls scheint es, dass die
Vereinigten Staaten Frankreich an der Spitze eines Teils der Koalition eine
Initiative nehmen lassen, aber auch da kennt man die tatsächlichen Absichten
nicht.
Es ist klar, Frankreich behauptet, nach den Anschlägen vom 13. November in
Paris, als Vergeltung Daesh zerstören zu wollen, aber es sagte das schon vor
diesen Attentaten. Die vorherigen Ansagen waren einfach reine Kommunikation,
keine Realität. So lief der Mecid Aslanov, Besitz der BMZ-Gruppe von Necmettin
Bilal Erdogan, vom Hafen Fos-sur-Mer (Frankreich) am 9. November 2015 aus. Er
hatte gerade ungestraft Erdöl geliefert, von dem er behauptete, es wäre in
Israel gewonnen worden, das aber von Daesh in Syrien tatsächlich gestohlen
worden war. Nichts deutet darauf hin, dass sich die Dinge heute geändert haben
und dass man die neuesten offiziellen Aussagen ernst nehmen müsste.
Der französische Präsident François Hollande und sein Verteidigungsminister
Jean-Yves Le Drian gingen am 4. Dezember vor der Küste von Syrien an Bord des
Flugzeugträgers Charles-De-Gaulle. Sie kündigten eine Änderung der Mission an,
ohne sie zu erklären. Wie bereits von dem Stabschef der Streitkräfte, General
Pierre de Villiers angekündigt, wurde das Schiff in den Persischen Golf
umgeleitet.
Die Trägerkampfgruppe um den Charles-De-Gaulle setzt sich zusammen aus seiner
Flugzeug-Gruppe (18 Rafale Marine, 8 aktualisierte Super Etendard, 2 Hawkeye, 2
Dauphin und 1 Alouette III), seiner Luft-Verteidigungs-Fregatte Chevalier-Paul,
der Anti-U-Boot-Fregatte La Motte-Picquet, dem Kommando und Tankschiff La Marne,
der belgischen Fregatte Léopold I. und der deutschen Fregatte Augsburg, und,
obwohl das Verteidigungsministerium es leugnet, aus einem atombetriebenen
Angriffs-U-Boot. Dazu kommt noch die leichte getarnte Fregatte Courbet, die im
östlichen Mittelmeer geblieben ist.
Die europäischen Streitkräfte wurden in die Task-Force 50 des US-NavCentcom
aufgenommen, d.h. in die Flotte des US-Centcom. Die ganze Einheit besteht nun
aus etwa 60 Schiffen.
Die französischen Behörden haben betont, dass der Konteradmiral René-Jean
Crignola das Kommando der internationalen Truppe übernommen habe, ohne zu sagen,
dass er der Leitung des Kommandanten der 5. Flotte, Vizeadmiral Kevin Donegan,
unterstehe, welcher selbst wiederum dem General Lloyd J. Austin III, Kommandeur
des CentCom untersteht. Das ist wirklich eine absolute Regel des Imperiums, der
Befehl der Operationen unterliegt immer amerikanischen Offizieren, und die
Alliierten sind nur Hilfskräfte. Abgesehen von der relativen Beförderung des
französischen Konteradmirals befinden wir uns in der gleichen Situation wie im
vergangenen Februar: eine internationale Koalition, die angeblich Daesh
bekämpft, die - ein Jahr lang- sicherlich viele Aufklärungsflüge gemacht hat und
die chinesische Öl-Anlagen zerstört hat (Irak), aber ohne die geringste
Auswirkung auf das offizielle Ziel, Daesh. Auch hier weist nichts darauf hin,
dass sich etwas ändern wird.
Die Koalition hat angekündigt, neue Bombardierungen gemacht zu haben und viele
Daesh-Einrichtungen zerstört zu haben, aber diese Angaben sind nicht überprüfbar
und umso zweifelhafter, als die Terrororganisation nicht den geringsten Protest
erhoben hat.
Aus dieser Vorrichtung kann man schließen, dass Frankreich seine eigene
Strategie führen darf, aber dass die Vereinigten Staaten zu jedem Zeitpunkt die
Sache wieder in die Hand nehmen können.
Die terroristischen Kräfte
Wir könnten uns hier mit den
terroristischen Organisationen beschäftigen, aber das wäre, als ob wir wie die
NATO glaubten, dass diese Gruppen unabhängige Formationen seien, die aus dem
Nichts kämen, mit ihrem Lohn, ihren Waffen und den Ersatzteilen. In Wirklichkeit
sind die Dschihadisten Söldner im Dienst der Türkei, Saudi-Arabiens und des
Katars - es scheint tatsächlich, dass die Vereinigten Arabischen Emirate fast
vollständig aus diesem Gerät verschwunden sind -, zu denen noch ein paar Multis
wie Academi, KKR und Exxon-Mobil hinzugefügt werden müssen.
Die Türkei setzt ihren militärischen Einsatz in Baschika (Irak) fort, um die
Kurden des unrechtlichen Präsidenten Massud Barzani zu unterstützen – obwohl
seine Amtszeit zu Ende ist, er sich weigert abzutreten und neue Wahlen zu
organisieren -. Von der irakischen Regierung aufgefordert, seine Soldaten und
seine Panzer zurückzuziehen, antwortete Ankara, diese Männer geschickt zu haben,
um die Ausbildner zu beschützen, die aufgrund einer früheren internationalen
Vereinbarung bereitgestellt wurden und dass es auch nicht bereit sei, sie
abzuziehen. Ankara fügte selbst Neue hinzu, die seine Mannschaft auf mindestens
1000 Soldaten und 25 Panzer bringt.
Der Irak brachte die Sache vor den Sicherheitsrat der Vereinten Nationen und die
Arabischen Liga, ohne die geringste Reaktion hervorzurufen.
Die Türkei und der ehemalige Gouverneur von Mosul, Atheel al-Nudschaifi, würden
bei der Eroberung der von Daesh besetzten Stadt anwesend sein wollen um zu
verhindern, dass sie von den Kräften der populären, überwiegend schiitischen
Mobilisierung (al-Hadsch al-Shaabi) besetzt wird.
Natürlich träumen alle: der illegale Präsident Massud Barzani glaubt, dass
niemand seine Annexion der Ölfelder von Kirkuk und der Sindschar Berge in Frage
stellt; der Leader der syrischen Kurden Saleh Muslim stellt sich vor, dass er
bald Präsident eines international anerkannten Pseudo-Kurdistans sein wird; und
Präsident Recep Tayyip Erdogan glaubt, dass die Araber aus Mosul hoffen, von den
Türken befreit und wie in der osmanischen Zeit von ihnen regiert zu werden.
Darüber hinaus hat die Türkei in der Ukraine die internationale islamische
Brigade bereitgestellt, die sie offiziell letzten August erstellte. Diese
Dschihadisten, die vom syrischen Operationstheater abgezogen wurden, wurden bei
ihrer Ankunft in Cherson in zwei Gruppen aufgeteilt. Die meisten gingen in den
Donbass, um innerhalb der Brigaden Sheikh Manur und Dzhokhar Dudayev zu kämpfen,
während die besten Elemente sich in Russland infiltrierten, um die Wirtschaft
der Krim zu sabotieren. So gelang es ihnen, den elektrischen Strom der ganzen
Republik für 48 Stunden zu unterbrechen.
Saudi Arabien versammelte seine Söldner in Riad, um eine Delegation für die
bevorstehenden Verhandlungen aufzubauen, die vom Direktor der politischen
Angelegenheiten der Vereinten Nationen, dem US-neokonservativen Jeffrey Feltman,
organisiert wurden.
Die Saudis haben weder die Vertreter von Al-Qaida, noch die von Daesh
eingeladen, sondern nur die Wahhabiten-Gruppen, die mit ihnen arbeiten, wie z.
B. Dschaisch al-Islam oder Ahrar al-Scham. Theoretisch waren also keine
"terroristischen", vom UN-Sicherheitsrat aufgeführten „Gruppen“ auf der
Konferenz, aber in der Praxis kämpfen alle Teilnehmer, innerhalb, im Namen, oder
an Seiten der Al-Kaida oder Daesh, ohne das Label offen zu tragen; die meisten
dieser Gruppen werden von Persönlichkeiten geführt, die al-Kaida oder Daesh
angehörten. So entstand Ahrar al-Scham kurz vor dem Beginn der Ereignisse in
Syrien durch Muslim-Brüder und leitende Beamte der al-Kaida aus dem Gefolge von
Osama Ben Laden.
In Fortsetzung ihres Handelns vor der russischen Intervention, stimmten die
Teilnehmer für eine "politische Lösung", die mit dem Abdanken des demokratisch
gewählten Präsidenten Baschar al-Assad beginnt und die mit einer Aufteilung der
Macht zwischen ihnen und den republikanischen Institutionen weitergeht. Obwohl
sie also jede Hoffnung verloren haben, sich militärisch durchzusetzen, bestehen
sie weiter auf die Möglichkeit einer Kapitulation der Arabischen Republik
Syrien.
Da die Vertreter der syrischen Kurden nicht zu dieser Konferenz eingeladen
wurden, können wir daraus schließen, dass Saudi-Arabien das
Pseudo-Kurdistan-Projekt als getrennt von der Zukunft des Restes von Syrien
betrachtet. Übrigens hat die YPG gerade einen syrischen demokratischen Rat
geschaffen, um die Illusion einer Allianz der Kurden von Salah Muslim mit den
sunnitischen Arabern und den Christen zu stärken, während sie in Wirklichkeit
auf dem Boden einander bekämpfen.
Wie auch immer, es besteht kein Zweifel, dass Riad die Bemühungen der Türkei zum
Erstellen dieses Pseudo-Kurdistans und die Austreibung ihrer Kurden dorthin
unterstützt. Tatsächlich gibt es nun Beweise dafür, dass Saudi-Arabien der
Türkei logistische Unterstützung bereitgestellt hat, um die Luft-Luft-Rakete zu
leiten, die die russische Suchoi-24 zerstört hat.
Schließlich tut das Katar noch immer so, als wäre es seit der Abdankung des
Emirs Hamad, vor zwei Jahren, nicht mehr in den Krieg involviert. Doch die
Beweise seiner verdeckten Operationen häufen sich, die alle nicht gegen
Damaskus, sondern gegen Moskau gerichtet sind: so hat das
Katar-Verteidigungsministerium Ende September in der Ukraine die High-Tech
Flak-Waffen Petschora-2D gekauft, damit die Dschihadisten die russischen Kräfte
gefährden können, und in jüngerer Zeit hat es eine falsche-Flagge-Operation
gegen Russland organisiert: Immer noch in der Ukraine, kaufte Katar Ende Oktober
2000 Fragmentierungsbomben OFAB 250-270 russischer Herstellung und warf sie am
6. Dezember auf ein Lager der arabischen syrischen Armee ab, um die russische
Armee eines Übergriffs zu beschuldigen. Auch hier wieder reagierte niemand in
den Vereinten Nationen trotz der Beweise.
Der Patriotischen Kräfte
Die russischen Streitkräfte bombardieren die Dschihadisten seit dem 30.
September. Sie planen, es mindestens bis zum 6. Januar zu tun. Ihre Aktion zielt
darauf ab, die Bunker zu zerstören, die von den bewaffneten Gruppen gebaut
wurden, und auf ihre ganze Logistik. In dieser Phase gibt es wenig Änderung auf
dem Boden, außer dem Zurückweichen der Dschihadisten in den Irak und in die
Türkei.
Die syrische arabische Armee und ihre Verbündeten bereiten eine massive
Operation für Anfang 2016 vor. Es geht darum, einen Aufstand der von
Dschihadisten dominierten Bevölkerung zu verursachen und gleichzeitig wieder
fast alle Städte des Landes einzunehmen - mit Ausnahme von Palmyra -, so dass
die ausländischen Söldner sich in der Wüste entfalten werden. Im Gegensatz zum
Irak, wo sich 120 000 Sunniten und Baathisten Daesh aus Rache angeschlossen
haben, da die Vereinigten Staaten sie zugunsten der Schiiten von der Macht
ausgeschlossen hatten, gibt es nur wenig Syrer, die das "Kalifat" gefeiert
haben.
Am 21. und 22. November hat die russische Armee im Mittelmeerraum mit ihrem
syrischen Verbündeten Übungen durchgeführt. Die Flughäfen von Beirut (Libanon)
und Larnaca (Zypern) mussten teilweise geschlossen werden. Am 23. und 24.
November verursachte der Abschuss von russischen Raketen auf Positionen von
Daesh in Syrien die Schließung der Flughäfen in Arbil und Sulaimaniyya (Irak).
Es scheint, dass die russische Armee in Wirklichkeit die mögliche Ausweitung
ihrer Waffe der Lähmung der Kommunikationen und des NATO-Kommandos getestet
habe. Wie auch immer, das Unterseeboot Rostov-am-Don hat am 8. Dezember Schüsse
aus dem Mittelmeerraum auf Daesh-Anlagen durchgeführt.
Russland, das bereits einen Luftstützpunkt in Hmeymim (in der Nähe von Latakia)
hat, benutzt auch den syrischen arabischen Armee-Flughafen in Damaskus und würde
eine neue Militärbasis in al-Schayrat (in der Nähe von Homs) bauen. Darüber
hinaus haben hohe russische Offiziere Standorte untersucht, um eine vierte Base
im Nordosten Syriens zu erstellen, d.h. in der Nähe sowohl der Türkei als auch
des Irak.
Zuletzt ist ein iranisches U-Boot vor der Küste von Tartus angekommen.
Die Hisbollah, die ihre Fähigkeit bei der Durchführung von Kommando-Operationen
während der Befreiung des gefangenen Suchoi Piloten gezeigt hat, welcher
Häftling der von der türkischen Armee organisierten Milizen war, bereitet den
Aufstand der schiitischen Bevölkerung vor, während die syrische arabische Armee
- über 70 % - Sunniten - sich auf die sunnitische Bevölkerung konzentriert.
Die syrische Regierung hat eine Vereinbarung mit den Dschihadisten von Homs
ausgemacht, die schließlich akzeptierten, sich Syrien anzuschließen oder die
Stadt zu verlassen. Homs wurde unter Kontrolle der Vereinten Nationen evakuiert,
so dass heute Damaskus, Homs, Hama, Latakia und Der Ez-Zor völlig sicher sind.
Es bleiben noch Aleppo, Idlib und Rakka zur Befreiung über.
Im Gegensatz zu den kategorischen Behauptungen der westlichen Presse hat
Russland absolut nicht die Absicht, den Norden des Landes Frankreich, Israel und
Großbritannien zu überlassen, um ein Pseudo-Kurdistan zu schaffen. Der Plan der
Patrioten sieht die Befreiung von allen bewohnten Gebieten des Landes vor,
einschließlich Rakka, der aktuellen Hauptstadt des Kalifats.
Das ist die Ruhe vor dem Sturm.
Autor: Thierry Meyssan | Übersetzung: Horst Frohlich
Thierry Meyssan: Französischer Intellektueller, Präsident und Gründer des
Réseau Voltaire und der Konferenz Axis for Peace. Er veröffentlicht Analysen
über ausländische Politik in der arabischen, latein-amerikanischen und
russischen Presse. Letztes, auf Französisch veröffentlichte Werk : L’Effroyable
imposture : Tome 2, Manipulations et désinformations (hg. JP Bertand, 2007).
Dieser Beitrag ist unter Lizenz der Creative
Commons
CC BY-NC-ND
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Tags: Syrien, Irak, Türkei, USA, International,
Doppelmoral, doppelte Standards, Terrorismus, Kriegsvorbereitung |
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