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07.01.2018 01:30
Der Treibstoffverbrauch ist (nicht?) von Bedeutung
Kommentar - So genannte Umweltgesetzgebungen machen Autos eher
umweltschädlicher. Wie können Autos umweltfreundlich gemacht werden?
Nominell sind die Autos im Durchschnitt seit beispielsweise den 1970er Jahren
sparsamer geworden. Wird jedoch die zunehmende Diskrepanz zwischen
Verbrauchsangaben berücksichtigt, sind sie im Gegenteil tatsächlich heute
durstiger. [Quelle:
heise.de] JWD
Von
Ulrich Sommer | Telepolis - Heise online |
31. Dezember 2017
Quelle: heise.de (verlinkt) | Bild: RudolfSimon /
CC-BY-SA-3.0
Der VW L1 mit einem Verbrauch von 1,4
Litern
..Der alltägliche Mehrverbrauch der PKW gegenüber den im NEFZ-Zyklus
ermittelten Herstellerangaben lag im Jahr 2006 bei 10%. Im Jahr 2013 lag er
bereits bei 25%. Gegenwärtig bzw. im Jahr 2016 lag der
reelle Mehrverbrauch gegenüber den Herstellerangaben bei satten 42%. Im
Durchschnitt, versteht sich.
Hinzu kommt, dass in der Zwischenzeit die Anzahl der Autos pro Einwohner ebenso
erheblich zugenommen hat, wie auch die mit jedem Auto jährlich zurückgelegte
Strecke. Der Gesamtverbrauch an Energie für unsere individuelle Mobilität hat
also über die Jahrzehnte stetig in enormem Maße zugelegt.
Woran liegt das und wie könnten wir bewirken,
dass der Verbrauch zurückgeht?
Technisch gesehen sind Autos im Schnitt heute merklich schwerer als zu fast
allen früheren Zeiten. Sie verfügen über erheblich mehr Motorleistung,
dementsprechend ist ihre Höchstgeschwindigkeit höher. Das heutige Straßennetz
erlaubt das Fahren hoher Geschwindigkeiten und ein hohes Verkehrsaufkommen. Das
seit Jahrzehnten kontinuierliche Wirtschaftswachstum ermöglichte Bürgern den
Kauf dieser aufwändigen technischen Produkte und moderne Straßen sowie Autos
erlauben den Nutzern das Fahren großer Distanzen mit hohen Geschwindigkeiten bei
im Vergleich zu früher niedriger körperlicher Belastung und gefühlter
Gefährdung.
In früheren Beiträgen haben Peter Mühlbauer
und ich bereits auf die missbräuchliche Verwendung des so genannten
"Dieselskandals" mit faktisch verbrauchssteigernder Wirkung
hingewiesen. Peter Mühlbauer über die
Sinnhaftigkeit der Stickoxyd-Grenzwerte. Mein
Artikel zu Zusammenhang zwischen Treibstoff-Verbrauch und
"Diesel-Skandal".
Wesentlich detaillierter berichtet meine
Homepage über politische Aktivitäten zur Verhinderung sparsamer
Autos und über mögliche Sparkonzepte.
Ferner möchte ich noch auf eine von mir soeben gestartete Petition
gegen Stickoxyd-begründete Fahrverbote
hinweisen. |
Diese gesamte Entwicklung vollzog sich im Rahmen einer allgemein verkündeten
Wirtschaftsphilosophie des so genannten Wirtschaftswachstums, welches angeblich
zwingend erforderlich sei, um Arbeitslosigkeit und Armut für einzelne Bürger zu
vermeiden. Wir müssen also immer größere Autos und andere Produkte in immer
größeren Mengen kaufen, um nicht Not zu leiden? Das klingt absurd und das ist es
auch. Aber es ist leider wahr. Wahr ist das allerdings nur im Kontext eines
Geldsystems, welches diese unsinnige Verknüpfung mit sich bringt.
Würden die Euros so, wie wir es in der Schule gelernt haben, wie es das
Grundgesetz und wie es beispielsweise wohl auch die amerikanische Verfassung
vorsieht, ausschließlich von einer Notenpresse in Hand eines oder mehrerer
Staaten "gedruckt", gerne auch "aus dem Nichts", dann bestünde dieser
verhängnisvolle und unsinnige Zwang zum Wirtschaftswachstum nicht. Wir hätten es
leicht, uns zu ernähren, weniger zu arbeiten und entspannt alle Annehmlichkeiten
des Lebens zu genießen (außer natürlich den übergroßen Konsum an Dingen, die wir
nicht zwingend zum Leben benötigen). Mehr Informationen hierzu gibt es im
Handelsblatt oder auf
Telepolis.
Politik, Medien und Industrie werden zu einem Wirksystem gefügt, welches uns die
scheinbar süße Pille schlucken lässt, dass wir selbst glauben, wir hätten das
Bedürfnis nach immer größeren, schnelleren und durstigeren Autos. Die Menschen
sind mehr Schafe, als dass sie Egoisten wären. Die primäre Motivation zum Kauf
eines großen SUVs ist für einen wohlhabenden Menschen weniger das in
Wirklichkeit gar nicht so einzigartige Fahrerlebnis, welches mit einer kleinen
Mittelklasselimousine eher besser wäre. Sie besteht auch nicht in der
Notwendigkeit, in relevanter Häufigkeit Geländestrecken zu bewältigen.
Die Motivation zum Kauf solcher Autos besteht im dadurch erzielten "Frieden" mit
einer Peer-Group, welche dieses Verhalten gut heißt, anerkennt oder gar
bewundert.
Auch die Peer-Group SUV-fahrender Bürger unterliegt in dieser Bewertung
weitgehend einer Fremdsteuerung, welche sich aus vorbildlichem Verhalten von
Filmschauspielern und Werbedarstellern sowie aus Meinungsvorgaben der
Automobilpresse zusammenstellt.
Würden Medien das Idealbild des fahrradfahrenden Gigolos vermitteln, welchem
aufgrund seiner körperlichen Ausdauer am Baggersee von süßen Miezen aufgelauert
wird, oder würden Minivans und SUVs oder allgemein Autos mit über einer Tonne
Gewicht von Umweltverbänden mit Schmähungen überzogen, wie vor einigen
Jahrzehnten Pelzmäntel, dann wäre es mit dem PS- und Übergewichts-Wahn der
Automobilbesitzer rasch vorbei und ein nachhaltiges Verhalten wäre
gesellschaftsfähiger.
Aber wenden wir uns im Folgenden den technischen Aspekten nachhaltiger
Automobilität zu. An welchen Stellhebeln wird in technischer Hinsicht der
Verbrauch hoch gehalten bzw. wie könnte der Verbrauch von Autos verringert
werden? Die wichtigsten zwei Stellhebel sind das Gewicht und der Luftwiderstand.
Der Fahrtwiderstand
Vereinfacht ausgedrückt benötigt ein Auto in der Stadt ausschließlich Energie,
um das Gewicht bzw. die Masse des Fahrzeugs zu bewegen. An das Gewicht gekoppelt
sind der Rollwiderstand und die zur Beschleunigung des Fahrzeugs erforderliche
Energie.
Der Luftwiderstand spielt für ein Auto in der Stadt eine absolut untergeordnete
Rolle für den Verbrauch. Auf der Landstraße und insbesondere auf der Autobahn
kehrt sich das Verhältnis um. Das Gewicht bzw. der Roll- und
Beschleunigungswiderstand spielen eine nachgeordnete Rolle. Der Luftwiderstand
bestimmt maßgeblich den Energieverbrauch. Dies liegt daran, dass der
Rollwiderstand bei allen Geschwindigkeiten gleich bleibt, der Luftwiderstand
jedoch quadratisch mit der Geschwindigkeit steigt. Bei niedriger Geschwindigkeit
beispielsweise unterhalb 60 km/h ist der Luftwiderstand nahezu verschwindend
gering (gemessen an Gesamtwiderstand). Bei ca. 80 km/h überholt der
Luftwiderstand den Rollwiderstand und oberhalb 120 km/h wird der Rollwiderstand
gegenüber dem Luftwiederstand eher marginalisiert.
Für das typische Nutzerverhalten von Autofahrern wird im Allgemeinen angenommen,
dass Gewicht und Luftwiderstand in etwa einen gleich großen Anteil am
Gesamtverbrauch haben. Der NEFZ-Zyklus berücksichtigt kaum Fahrten mit hoher
Geschwindigkeit und berücksichtigt den Luftwiderstand mit etwa 25% am
Gesamtverbrauch, was von Experten als nicht repräsentativ für die Realität
erachtet wird.
Es sei noch der Steigungs-"Widerstand" erwähnt, der natürlich auch wieder 1:1 an
das Gewicht gekoppelt ist.
Es bedarf keiner großen Phantasie, dass Leichtbau und Aerodynamik ein enormes
Potential zur Energieeinsparung haben.
Links: Der Loremo wurde 2007 vorgestellt und konnte einen Verbrauch von unter
zwei Litern erzielen. Rechts: Der Lupo 3L war das aus meiner Sicht bislang
nachhaltigste und diesbezüglich schönste in Serie gefertigte Automobil. Bilder:
Ulrich Sommer
In besonderer Form haben dieses Potential die beiden alltagstauglichen und aus
automobilistischer Sicht halbwegs vollwertigen Fahrzeugkonzepte Volkswagen L1
und der Loremo demonstriert. Ihre angegebenen Verbräuche von 1,4 Litern bzw. 2
Litern Diesel je 100 km wurden im Wesentlichen nicht durch sparsamere Motoren
erzielt, sondern ausschließlich durch den niedrigen Fahrtwiderstand (sprich:
Gewicht und Luftwiderstand).
Es gibt ganz offenkundig ein enormes Potential, Autos leichter, kleiner,
flacher, schmaler und aerodynamischer zu gestalten. Die bekannteste Erklärung,
warum dies nicht geschieht, verweist auf bequemes Verbraucherverhalten, welches
anderes nicht akzeptieren würde. Ich habe bereits angedeutet, dass aus meiner
Sicht die Medien und die über diese verbreiteten Idealbilder für unser Leben die
größere Rolle spielen. Aus meiner Sicht wären Bürger bzw. Autofahrer rasch
bereit, sich nachhaltiger in der Kaufentscheidung und im Fahrverhalten
anzupassen, wenn dies über die Medien nahe gelegt werden würde.
Quelle:
heise.de (verlinkt)
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Links: Der Loremo wurde 2007 vorgestellt und konnte einen Verbrauch von unter
zwei Litern erzielen. Rechts: Der Lupo 3L war das aus meiner Sicht bislang
nachhaltigste und diesbezüglich schönste in Serie gefertigte Automobil. Bilder:
Ulrich Sommer |
[...]
Weiterlesen im Originaltext bei ' heise.de '
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Tags: Treibstoffverbrauch,
Fahrwiderstand, NEFZ-Zyklus, 1,4-Literauto, Stickoxid, NO2-Ausstoß
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