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08.06.2018 23:00
Die Logik imperialer Kriege
Analyse - Wie lassen sich die amerikanischen Kriege der letzten Jahrzehnte
rational erklären? Die folgende Analyse zeigt anhand des Modells der Professoren
David Sylvan und Stephen Majeski, dass diese Kriege auf einer eigenen, genuin
imperialen Handlungslogik basieren. Eine besondere Rolle kommt dabei dem
traditionellen Mediensystem zu. [Quelle:
swprs.org] JWD
Von Swiss Propaganda Research |
Quelle: free21.org | 02.
Juni 2018
Quelle: swprs.files.wordpress.com
(verlinkt) |
Aufgrund ihrer ökonomischen und militärischen Vormachtstellung nehmen die USA
seit dem Zweiten Weltkrieg und insbesondere seit 1990 die Rolle eines modernen
Imperiums ein. Hieraus ergibt sich für ihre Außenpolitik eine eigene, genuin
imperiale Handlungslogik (siehe obige Abbildung).
Die zentrale Unterscheidung (Nr. 1) aus Sicht eines Imperiums ist dabei jene in
Klientel- und Nicht-Klientelstaaten. Der Begriff des Klientelstaates [1] stammt
aus der Zeit des Römischen Reiches und bezeichnet Staaten, die sich
grundsätzlich selbst verwalten, ihre Außen- und Sicherheitspolitik aber am
Imperium ausrichten und ihre Regierungsnachfolge mit diesem abstimmen.
Bei bestehenden Klientelstaaten (linke Seite des Diagramms) geht es aus
imperialer Sicht entweder um die Routine-Verwaltung (B – bspw. Schweiz und
Österreich), eine militärische oder nicht-militärische (z.B. ökonomische)
Unterstützung (D bis I – bspw. Kolumbien und Pakistan), oder aber um den
Versuch, inakzeptable Klientelregierungen demokratisch oder militärisch zu
ersetzen (A – bspw. Griechenland 1967, Chile 1973, ev. auch Deutschland 2005 und
Türkei 2016). In gewissen Fällen kann sich eine Klientelregierung trotz
imperialer Unterstützung nicht mehr an der Macht halten und muss fallengelassen
bzw. der Klientelstaat aufgegeben werden (C, F, G – bspw. Südvietnam 1975 oder
Iran 1979).
Bei Nicht-Klientelstaaten (rechte Seite des Diagramms) ergibt sich eine andere
Ausgangslage. Gerät eine Region neu in den Einflussbereich des Imperiums, so
wird es zunächst versuchen, die entsprechenden Staaten auf friedliche Weise als
Klientelstaaten zu erwerben (J). Dies war beispielsweise der Fall in Osteuropa
und dem Baltikum nach 1990.
Weigert sich ein Staat hingegen, Klientelstaat zu werden, so gerät er früher
oder später zum Feindstaat, da er den Hegemonialanspruch des Imperiums allein
durch seine Unabhängigkeit und Eigenständigkeit in Frage stellt und damit die
innere und äußere Stabilität des Imperiums bedroht. Denn ein Imperium, das
seinen Hegemonialanspruch nicht mehr durchsetzen kann, zerfällt. Auf diese Weise
geraten die meisten Imperien in einen beinahe unvermeidlichen Expansionszwang,
dem sich selbst grundsätzlich friedliche Staaten nicht entziehen können.
Bei Feindstaaten muss das Imperium zunächst entscheiden, ob eine militärische
Aktion erfolgversprechend ist oder nicht (Nr. 11). Falls nicht, wird das
Imperium möglicherweise Verhandlungen aufnehmen und je nach Erfolgsaussicht
entweder den Feindstatus beenden (K) oder aber Sanktionen verhängen bzw. einen
(zivilen) Regimewechsel anstreben (L).
Typische Beispiele hierfür sind derzeit etwa der Iran, Nordkorea, Russland und
zunehmend China. Nicht zufällig sind dies meist Staaten, die Nuklearwaffen
besitzen oder anstreben, denn nur damit lässt sich die entscheidende Weiche Nr.
11 nachhaltig von militärischen auf nicht-militärische Szenarien umlegen.
Wichtig ist zudem die Verfügbarkeit von essentiellen Rohstoffen wie Öl und Gas,
da sich ansonsten die eigene Unabhängigkeit längerfristig nicht aufrecht
erhalten lässt.
Beurteilt das Imperium eine militärische Aktion hingegen als erfolgversprechend,
so stellt sich als nächstes die Frage, ob der Feindstaat bzw. seine Regierung
internationale Legitimität besitzt oder nicht (Nr. 13). Im ersten Fall wird das
Imperium eine verdeckte feindliche Intervention vorbereiten, im zweiten Fall ist
eine offene feindliche Intervention möglich. Dabei kann die autokratische
Regierungsform vieler Feindstaaten genutzt werden, um ihnen die internationale
Legitimität abzusprechen.
Zu den verdeckten feindlichen Interventionen zählen insbesondere der
Staatsstreich (M – z.B. Iran 1953, Ägypten 1956) sowie die verdeckte
Unterstützung von Rebellen (N – z.B. Afghanistan 1979ff) oder Exilgruppen (O –
z.B. Kuba 1961ff). Es sind dies klassische Geheimdienstoperationen.
Bei den offenen feindlichen Interventionen wird zunächst geprüft, ob sich der
Feindstaat bereits in einem Konflikt befindet, ob lokale Aufständische vorhanden
sind, und ob eigene Bodentruppen erforderlich sind. Je nach Szenario kommt es in
der Folge zu asymmetrischen (Luft-)Angriffen (Q – z.B. Serbien 1999), zu einer
Unterstützung von Rebellen (R – z.B. Syrien 2011ff), zu einer gezielten Invasion
(S – z.B. Irak 2003), oder zu einem umfassenden Krieg (P – z.B. Deutschland
1941-45, Korea 1950-51).
Die imperiale Handlungslogik ist grundsätzlich unabhängig von der jeweils
amtierenden US-Regierung. Verschiedene Regierungen können jedoch zu
unterschiedlichen Einschätzungen gelangen bezüglich der Erfolgsaussicht
militärischer Aktionen (Nr. 11) und diplomatischer Verhandlungen (Nr. 12), der
Vorteile offener versus verdeckter Operationen (Nr. 13), der Akzeptanz und
Bedeutung bestehender Klientelregierungen (Nr. 2), sowie der politischen
Unterstützung für militärische Eingriffe (Szenario E).
Aus der dargestellten Logik ergeben sich zugleich die wichtigsten geopolitischen
Funktionen imperial orientierter Medien: Es sind dies insbesondere das
Delegitimieren von Feindstaaten bzw. deren Regierungen (Nr. 13), das
Unterstützen offener und das Ausblenden verdeckter feindlicher Operationen (Nr.
14 bis 18), das Rechtfertigen von Sanktionen und Regimewechseln (Szenario L),
sowie die Mithilfe bei der imperialen Führung bzw. Absetzung von
Klientelregierungen (Szenario A).
Aufgrund des umfangreichen Medienangebots im Internet wird die einheitliche
mediale Darstellung solcher Interventionen indes zunehmend erschwert. Es ist
dies eine neue Entwicklung, deren Auswirkungen auf die imperiale Politik noch
nicht absehbar sind.
Quellen: [1] wikipedia, Client state, <https://en.wikipedia.org/wiki/Client_state>
Literatur:
Sylvan, David & Majeski, Stephen (2009): U.S. Foreign Policy in Perspective:
Clients, Enemies and Empire. Routledge, London.
Blum, William (2014): Killing Hope: US Military and CIA Interventions Since
World War II – Updated Edition. ZED Books, London.
Brzezinski, Zbigniew (1998): The Grand Chessboard: American Primacy And Its
Geostrategic Imperatives. Basic Books, New York.
Haass, Richard (2017): A World in Disarray: American Foreign Policy and the
Crisis of the Old Order. Penguin Press, London.
Kagan, Robert (1998): The Benevolent Empire. Foreign Policy Magazine.
Kissinger, Henry (2015): World Order. Penguin Books, London.
Quelle: free21.org(verlinkt) |
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Swiss
Propaganda Research
Swiss Propaganda ist ein Forschungs- und Informationsprojekt zu
geopolitischer Propaganda in Schweizer Medien. Studien und Webseite
wurden von einem politisch und publizistisch unabhängigen
Forscherteam in eigener privater Initiative und ohne Finanzierung oder
Beauftragung erstellt.
Profilbild von Swiss Propaganda Research |
Dieser Text wurde zuerst am
25.05.2018 auf www.swprs.org unter der URL <https://swprs.org/logik-imperialer-kriege/>
veröffentlicht. (Lizenz: Swiss Propaganda Research) |
Quelle: free21.org(verlinkt)
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Tags:
Imperium, Logik imperialer Kriege, amerikanische Kriege, Klientelstaaten |
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