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23.08.2018 03:00
Die Trump-Verwaltung und der Iran
So wie Präsident Reagan scheint auch Präsident Trump anti-iranisch eingestellt.
Aber vielleicht nur dem Anschein nach.. Wenn ersterer auch ein geheimes Bündnis
mit Imam Khomeini geschlossen hatte, könnte letzterer mit der Partei des
ehemaligen Präsidenten Ahmadinedschad ähnlich handeln. Das ist die unorthodoxe
These von Thierry Meyssan. [Quelle:
voltairenet.org] JWD
Von Thierry Meyssan | Voltaire
Netzwerk | Damaskus (Syrien) | 21. August 2018
Quelle: voltairenet.org (verlinkt)
Mike Pompeo kündigte die Gründung der
„Aktionsgruppe für den Iran“ an. |
taatssekretär Mike Pompeo hat am16. August 2018 die Schaffung einer
„Aktionsgruppe für den Iran“ (Iran Action Group) angekündigt, um die Politik der
Vereinigten Staaten nach ihrem Rückzug aus dem 5 + 1 Abkommen über Kernkraft (JCPoA)
zu koordinieren [1].
Diese Ankündigung findet statt, während Präsident Trump seinerseits beschlossen
hat, die Umsetzung seines Plans für den Nahen Osten (the deal of the century)
auf unbestimmte Zeit zu verschieben. Aber nichts wird sich in Palästina ohne die
Unterstützung des Iran ändern können.
Man erinnere sich übrigens, dass der JCPoA Vertrag von Barack Obama nicht nur
entwickelt wurde, um sicherzustellen, dass der Iran keine Atombombe produziert.
Dies war nur ein Vorwand. Sein eigentlicher Zweck war zu verhindern, dass dieses
Land hochrangige Wissenschaftler besitzt und High-Tech Geräte entwickelt [2]. Er
zwang übrigens auch den Iran mehrere Fakultäten zu schließen.
Für die US-Opposition der Demokraten nähme die Trump Verwaltung wieder die
Regime-Wechsel-Politik der Neo-Konservativen auf, so wie es die Wahl des Datums
der Bekanntgabe bewiese: der 65. Jahrestag des Anglo-US-Putsches gegen den
Iranischen Premierminister Mohammad Mossadegh. Aber wenn die "Operation Ajax"
von 1953 auch tatsächlich die Neokonservativen inspiriert hat, ist sie älter als
ihre Bewegung und hatte nichts mit ihnen zu tun. Außerdem haben die
Neokonservativen sicherlich der Republikanischen Partei gedient, aber auch der
Demokratischen Partei.
Während seiner Wahlkampagne und seiner ersten Tage im Weißen Haus hatte Donald
Trump nicht aufgehört das globale Denken der Neo-Konservatoren zu stigmatisieren
und zu schwören, dass die Vereinigten Staaten nie mehr anstreben würden, Regime
fremder Länder durch Gewalt zu ändern. Das Staatssekretariat seinerseits
versichert, dass das Zusammentreffen der Termine rein zufällig sei.
Man nennt "neokonservativ" eine Gruppe von trotzkistischen Intellektuellen (d.h.
gegen das Konzept des Nationalstaates), Aktivisten der Social Democrats USA, die
sich der CIA und dem MI6 näherten, um gegen die Sowjetunion zu kämpfen. Sie
fanden Zugang zur Macht durch Ronald Reagan, und folgten dann allen
amerikanischen politischen Machtwechseln, blieben an der Macht unter Bush Sr.,
Clinton, Bush Jr. und Obama. Heute behalten sie die Kontrolle über eine
gemeinsame Geheimdienst- Agentur der "five eyes" (Australien, Kanada,
Neuseeland, UK, USA) und das National Endowment for Democracy (NED) [3]. Als
Unterstützer der "Weltrevolution" haben sie die Idee der "Demokratisierung" von
fremden Regimen mittels "farbigen Revolutionen", oder sogar direkt durch Kriege,
populär gemacht.
Im Jahr 2006 schufen sie eine Gruppe für Politik und Operationen im Iran und in
Syrien (Iran Syria Policy and Operations Group) innerhalb der Bush Jr.
Regierung. Sie wurde von Elizabeth Cheney, Tochter des Vizepräsidenten Dick
Cheney geleitet. Zunächst war sie im Verteidigungsministerium angesiedelt, dann
wurde sie in den Räumen des Vizepräsidenten angesiedelt. Sie umfasste fünf
Abteilungen.
Die Waffenlieferung an den Iran und Syrien von Bahrain, den Vereinigten
Arabischen Emiraten und Oman aus;
Die Unterstützung von Trotzkisten und Verbündeten, im Iran (die Mudschahiddin
des Volkes) und in Syrien (Riad al-Turk, Georges Sabra und Michel Kilo);
Die Überwachung der iranischen und syrischen Bank-Netzwerke;
Die Infiltration von pro-Iran und pro-Syrien-Gruppen, im "Erweiterten Nahen
Osten";
Das Eindringen in die Medien der Region, um dort US-Propaganda zu verbreiten. Im Jahr 2007 wurde diese Gruppe offiziell aufgelöst. In Wirklichkeit wurde sie
in eine noch geheimere Struktur aufgenommen, um die Strategie für globale
Demokratie (Global Democracy Strategy) zu entwickeln. Diese entwickelte, unter
der Autorität des neokonservativen Elliott Abrams (jener der
"Iran-Contra-Affäre") und von James Jeffrey, diese Art von Arbeit für andere
Teile der Welt.
Es ist diese Gruppe, die die Planung des Krieges gegen Syrien überwachte.
Die US-Presse, die feindlich gegen Trump eingestellt ist, hatte Elliott Abrams
als ersten möglichen Staatssekretär der Verwaltung Trump vorgestellt, als der
neue Präsident ihn lange im Weißen Haus empfing. Es wurde natürlich nichts
daraus.
Was jedoch die Anklage gegen die Trump-Verwaltung glaubhaft macht, diese
Strategie wiederbeleben zu wollen, ist, dass der Botschafter James Jeffrey vor
kurzem zum Sonderbeauftragten für Syrien ernannt wurde.
Quelle: voltairenet.org (verlinkt)
Der Sonderbeauftragte für Syrien, James
Jeffrey, wurde vor Mike Pompeo vereidigt |
Jeffrey ist eine Karriere "Diplomat". Er hat die Umsetzung des Dayton-Abkommens
in Bosnien-Herzegowina bewerkstelligt. Er war während der irakischen Invasion in
Kuwait im Amt. Im Jahr 2004 überwachte er unter dem Befehl von John Negroponte
den Übergang zwischen der provisorischen Behörde der Koalition im Irak (die ein
privates Unternehmen war [4]) und der Irak-Regierung nach Saddam Hussein. Er
trat dann in das Kabinett von Condoleezza Rice in Washington ein und nahm an der
Gruppe für Politik und Operationen in Iran und Syrien teil. Er war einer der
Theoretiker der von General Petraeus umgesetzten US-militärischen
Umstrukturierung im Irak (the surge). Er war auch während des Georgien-Krieges
Stellvertreter des Nationalen Sicherheitsberaters Stephen Hadley, dann
Botschafter von Bush Jr. in der Türkei und von Obama im Irak.
Wenn man genauer hinsieht, dann dreht sich seine gesamte Karriere seit dem
Zerfall der UdSSR um den Iran, aber nicht unbedingt gegen ihn. Zum Beispiel
kämpfte der Iran während des Bosnien- und Herzegowina-Krieges unter dem Befehl
des Pentagons, an Seiten von Saudi Arabien. Aber im Irak war Jeffrey gegen den
Einfluss von Teheran. Aber als Georgien Südossetien und Abchasien angriff,
verteidigte er nicht Präsident Saakaschwili, weil er wusste, dass dieser gerade
Israel zwei Flughäfen für den Angriff auf den Iran vermietet hatte.
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Quelle: voltairenet.org (verlinkt)
Brian Hook |
Mike Pompeo hat Brian Hook zum Chef der „Aktionsgruppe für den Iran“ ernannt. Er
ist ein Interventionist, der Assistent von Condoleezza Rice für internationale
Organisationen war. Er war bis jetzt für die Entwicklung von Strategien des
State-Departments verantwortlich.
Laut Pompeo ist das Ziel dieser neuen Gruppe nicht, den Iran dazu zu zwingen,
das Regime zu ändern, sondern seine Politik zu ändern. Diese Strategie entfaltet
sich, während die islamische Republik eine große wirtschaftliche und politische
Krise durchmacht. Während der Klerus (durch Präsident Scheich Rohani und den
Ayatollah Führer der Revolution doppelt vertreten) sich an die Macht klammert,
erschüttern Demonstrationen das Land gegen ihn. Im Gegensatz zu der Ansicht, die
man im Westen davon hat, war die Revolution von Ajatollah Khomeini nicht
klerikal, sondern anti-imperialistisch. Die Proteste können daher entweder zu
einer Änderung des Regimes führen, oder zur Weiterführung der khomenistischen
Revolution, aber ohne den Klerus. Das ist die zweite Option, die von dem
ehemaligen Präsidenten Ahmadinedschad (heute unter Hausarrest) und seinem
ehemaligen Vizepräsident Baghaie (der 15 Jahre Gefängnis isoliert absitzt)
vertreten wird.
Am 21. Mai stellte Mike Pompeo seine 12 Ziele [5] für den Iran vor der Heritage
Foundation vor [6]. Anfangs war es eine lange Liste von unmöglich zu erfüllenden
Anforderungen. Allerdings erscheinen die Punkte 1 bis 3 in Bezug auf
Nukleartechnik näher betrachtet weniger weit zu gehen als das JCPoA. Punkt 4 zu
den ballistischen Raketen ist inakzeptabel. Artikel 5 bis 12 sollen den Iran
überzeugen, auf den Export seiner Revolution mit Gewalt zu verzichten.
Am 15. August, am Vorabend der Bekanntgabe von Pompeo, hat der Führer der
Revolution, Ajatollah Ali Khamenei, zugegeben sich geirrt zu haben, als er dem
Team von Scheich Hassan Rohani gestattete, das JCPoA Abkommen mit der
Obama-Administration auszuhandeln [7]. Man muss wissen, dass der Führer diese
Verhandlungen vor der Wahl von Rohani autorisiert hatte und dass diese - sowie
der Ausschluss von Ahmadinedschads Bewegung - ein Teil der Absprache gewesen
waren.
Mahmoud Ahmadinedschad, der einen Unterschied zwischen der Politik der
Präsidenten Obama und Trump macht, hatte kurz nach dessen Wahl dem neuen
Präsidenten geschrieben [8]. Er zeigte in seinem Brief auf, dass er die Analyse
von Donald Trump gegenüber dem Globalsystem von Obama-Clinton und seine harten
Konsequenzen für den Rest der Welt und die US-Bürger teilte.
Am Beginn der Demonstrationen im Dezember 2017 beschuldigte die Rohani-Regierung
Ahmadinedschad, dafür verantwortlich zu sein. Im März 2018 kam es zwischen dem
ehemaligen Präsidenten und dem Führer der Revolution durch seine Enthüllung zum
Bruch: sein Büro habe 80 Milliarden Rial karitative und religiöse Stiftungen
veruntreut [9]. Zwei Wochen vor der Ankündigung von Pompeo, rief er trotz des
Hausarrests, zum Rücktritt des Präsidenten Rohani auf [10].
Damit deutet alles darauf hin, dass die Regierung von Trump Ahmadinedschads
Partei unterstützt, auch wenn die Obama-Verwaltung Rohani unterstützte. So wie
seinerzeit Präsident Carter und sein Berater Brzezinski die "Operation Eagle
Claw" gegen die Revolution startete, während Präsident Reagan Imam Khomeini (October
surprise) unterstützte.
Mit anderen Worten, das Weiße Haus könnte sich mit einer Rückkehr an die Macht
der Partei Ahmadinedschads zufrieden geben, unter der Bedingung, dass er
garantieren könnte, dass die Ausfuhr der Revolution nur durch die Diskussion von
Ideen weitergeht.
Autor: Thierry Meyssan |
Übersetzung: Horst Frohlich | Korrekturlesen : Werner Leuthäusser
[1] “Remarks on the Creation of the Iran Action Group”, by Michael R. Pompeo;
“Briefing on the Creation of the Iran Action Group”, by Brian Hooks, State
Department, August 16, 2018.
[2] „Wer hat Angst vor der zivilen Atomkraft von Iran?“, von Thierry Meyssan,
Übersetzung Horst Frohlich, Voltaire Netzwerk, 5. Dezember 2013.
[3] «
La NED, nébuleuse de l’ingérence "démocratique" », „NED, das legale
Schaufenster der CIA“, von Thierry Meyssan, Übersetzung Horst Frohlich, ?dnako
(Russland) , Voltaire Netzwerk, 11. Oktober 2013.
[4] «
Qui gouverne l’Iraq ? », par Thierry Meyssan, Réseau Voltaire, 13 mai
2004.
[5] «
Le prêt-à-penser de la Fondation Heritage », Réseau Voltaire, 8 juin 2004.
[Die Heritage Foundation ist keine Denkfabrik, d.h. ein Labor für Ideen, sondern
eine militante Organisation, fähig, sofort in der öffentlichen Debatte zu
reagieren. Sie sucht nicht Lösungen für politische Probleme zu entwickeln und
vorzuschlagen, sondern an Stelle der Parlamentarier zu denken und ihre
legislativen Arbeiten zu diktieren. Eng verbunden mit der Reagan-Administration
und der Thatcher-Regierung, war sie fähig, in den Medien und in den
Versammlungen eine einzigartige konservative, militaristische und
pseudo-liberale Rede aufzudrängen. Mit einer jährlichen Bereitstellung von $ 35
Millionen Budget schreibt die Heritage Foundation heute (2004!) die Argumente
der Bush-Administration.]
[6] “Mike Pompeo at The Heritage Foundation”, by Mike Pompeo, Voltaire Network,
21 May 2018.
[7] „Der iranische Revolutions-Führer korrigiert seine Ansicht“, Übersetzung
Horst Frohlich, Voltaire Netzwerk, 17. August 2018.
[8] “Letter by Mahmoud Ahmadinejad to Donald Trump”, by Mahmoud Ahmadinejad,
Voltaire Network, 26 February 2017.
[9] „Ahmadinedschad beschuldigt Ajatollah Khamenei der Veruntreuung“,
Übersetzung Horst Frohlich, Voltaire Netzwerk, 23. März 2018.
[10] „Iran: Ahmadinedschad ruft Präsident Rohani zum Rücktritt auf“, Übersetzung
Horst Frohlich, Voltaire Netzwerk, 14. August 2018.
Thierry Meyssan: Politischer Berater, Präsident und Gründer des Réseau
Voltaire und der Konferenz Axis for Peace. Er veröffentlicht Analysen über
ausländische Politik in der arabischen, latein-amerikanischen und russischen
Presse. Letztes, auf Französisch veröffentlichte Werk: Sous nos yeux - Du 11-Septembre à
Donald Trump.
Dieser Beitrag ist unter Lizenz der Creative Commons
(CC BY-NC-ND)
Link zum Originaltext mit weiteren Leseempfehlungen bei ' voltairenet.org '
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