01.09.2014 00:00 Es ist an der Zeit - (von Hannes Wader)
In Deutschland wird alljährlich am 1. September der
"Antikriegstag" begangen. Er erinnert an den Beginn des Zweiten Weltkrieges mit
dem Angriff der Wehrmacht auf Polen am 1. September 1939. Die Initiative für
diesen Gedenktag ging vom Deutschen Gewerkschaftsbund (DGB) aus, der erstmals am
1. September 1957 unter dem Motto "Nie wieder Krieg" zu Aktionen aufrief. Auf
dem Bundeskongress des DGB 1966 wurde ein Antrag angenommen "...alles
Erdenkliche zu unternehmen, damit des 1. September in würdiger Form als eines
Tages des Bekenntnisses für den Frieden und gegen den Krieg gedacht wird." In
der DDR wurde der 1. September als Weltfriedenstag gefeiert.
|Quelle:
kleiner-kalender.de| JWD
Da sich der Beginn des Ersten Weltkrieges in diesem Jahr zum hundertsten Mal
jährt und der 1. Weltkrieg für nicht wenige Historiker den Keim zum 2. Weltkrieg
in sich trug, möchte ich, inspiriert von
Luftpost-KL, ebenfalls den Text des Liedes "Es ist an der Zeit" von
Hannes Wader als Beitrag zum heutigen "Antikriegstag" hier abdrucken. Gerade der
Refrain:
"Ja, auch dich haben sie schon genauso belogen,
so wie sie es mit uns heute immer noch tun.
Und du hast ihnen alles gegeben –
deine Kraft, deine Jugend, dein Leben.",
ist in diesen Tagen von erschütternder Aktualität (siehe
..hier oder
..hier)!! Vorab noch einige Infos über den Ort der Handlung:
Das Beinhaus von Douaumont (franz. Ossuaire de Douaumont) ist eine
französische nationale Grabstätte für die Gefallenen der Schlacht um
Verdun auf dem Gebiet der ehemaligen Ortschaft Douaumont. Es befindet
sich auf dem Thiaumont-Rücken, in direkter Nachbarschaft zur ehemaligen
Befestigungsanlage Thiaumont, etwas über einen Kilometer südwestlich des
Fort Douaumont und etwa fünf Kilometer nordöstlich des Stadtzentrums von
Verdun. In ihm werden die Gebeine von über 130.000 nicht identifizierten
französischen und deutschen Soldaten aufbewahrt. Das Gebäude wurde von
den Architekten Léon Azéma, Jacques Hardy und Max Edrei entworfen und
nach zwölf Jahren Bauzeit 1932 offiziell eingeweiht.
(Quelle: Wikipedia ..hier)
Das Beinhaus ist DIE Erinnerungsstätte der Toten des Ersten Weltkrieges.
[..] Es ist ein Mahnmal an die, die überlebt haben und an zukünftige
Generationen, dass sich ein solcher Wahnsinn nicht wiederholt.
Zu Fußes des Beinhauses ist ein französischer Soldatenfriedhof, durch
Fensterscheiben kann man die Knochen besichtigen. Im inneren des
Beinhauses wird auch ein etwas 20minütiger Kinofilm über die Kämpfe von
Verdun gezeigt.
Das Beinhaus von innen ist ein großer Raum in dem diverse Namen von
Veteranen im Stein gemeißelt sind. Auch die an der Schlacht
teilgenommenen französischen Truppen sind hier verewigt. Im Keller sind
die Knochen aufbewahrt, die allerdings nur von außen besichtigt werden
können. Der Turm konnte nicht bestiegen werden.
Der Eintritt kostete 4 €, darin enthalten war die Besichtigung des
Beinhauses und der Kinofilm. (Quelle:
holidaycheck.de)
Dokumentation: German Werth - Augenzeugen berichten über: Verdun
1916
Dokumentation von German Werth und Claus-Ferdinand Siegfried aus den
1980ern über die Schlacht bei Verdun 1916 mit Berichten ehemaliger
Frontkämpfer
Quelle: MortHomme1418 via Youtube (Teil 1)
| veröffentlicht 25.09.2012
Quelle: MortHomme1418 via Youtube (Teil 2
+ Teil 3)
| veröffentlicht 26.09.2012
Liedtext: Es ist an der Zeit
Von Hannes Wader
Weit in der Champagne im Mittsommergrün,
dort, wo zwischen Grabkreuzen Mohnblumen blühn,
da flüstern die Gräser und wiegen sich leicht
im Wind, der sanft über das Gräberfeld streicht.
Auf deinem Kreuz finde ich, toter Soldat,
deinen Namen nicht, nur Ziffern, und jemand hat
die Zahl neunzehnhundertundsechzehn gemalt,
und du warst nicht einmal neunzehn Jahre alt.
Ja, auch dich haben sie schon genauso belogen,
so wie sie es mit uns heute immer noch tun.
Und du hast ihnen alles gegeben –
deine Kraft, deine Jugend, dein Leben.
Hast du, toter Soldat, mal ein Mädchen geliebt?
Sicher nicht, denn nur dort, wo es Frieden gibt,
können Zärtlichkeit und Vertrauen gedeihn.
Warst Soldat, um zu sterben, nicht um jung zu sein.
Vielleicht dachtest du dir, ich falle schon bald,
nehme mir mein Vergnügen, wie es kommt, mit Gewalt.
Dazu warst du entschlossen, hast dich aber dann
vor dir selber geschämt und es doch nie getan.
Ja, auch dich haben sie schon genauso belogen,
so wie sie es mit uns heute immer noch tun.
Und du hast ihnen alles gegeben –
deine Kraft, deine Jugend, dein Leben.
Soldat, gingst du gläubig und gern in des Tod?
Oder hast zu verzweifelt, verbittert, verroht,
deinen wirklichen Feind nicht erkannt bis zum Schluss?
Ich hoffe, es traf dich ein sauberer Schuss.
Oder hat ein Geschoss dir die Glieder zerfetzt?
Hast du nach deiner Mutter geschrieen bis zuletzt,
bist du auf deinen Beinstümpfen weiter gerannt
und dein Grab, birgt es mehr als ein Bein, eine Hand?
Ja, auch dich haben sie schon genauso belogen,
so wie sie es mit uns heute immer noch tun.
Und du hast ihnen alles gegeben –
deine Kraft, deine Jugend, dein Leben.
Es blieb nur das Kreuz als die einzige Spur
von deinem Leben, doch hör meinen Schwur,
für den Frieden zu kämpfen und wachsam zu sein.
Fällt die Menschheit noch einmal auf Lügen herein.
Dann kann es geschehn, dass bald niemand mehr lebt,
niemand, der die Milliarden von Toten begräbt.
Doch längst finden sich mehr und mehr Menschen bereit,
diesen Krieg zu verhindern, es ist an der Zeit
Ja, auch dich haben sie schon genauso belogen,
so wie sie es mit uns heute immer noch tun.
Und du hast ihnen alles gegeben –
deine Kraft, deine Jugend, dein Leben. (Quelle:
ingeb.org)
Es ist an der Zeit [Reinhard Mey,Konstantin Wecker und Hannes Wader live]
Quelle: Sturmfalke010475 via Youtube |
veröffentlicht 07.05.2014 | Link aktualisiert 02.03.2017
Anmerkung: Als Kind eines Fast-Kind-Soldaten, dem 1916 an der
französischen Front mittels Handgranate ein Bein völlig abgerissen und die
Kniescheibe des Zweiten zersplittert wurde, bin ich möglicherweise von Wader's
Lied emotional stärker berührt, als viele meiner Zeitgenossen. Ich habe in
meiner Kindheit und Jugend erlebt, wie mein Vater sein ganzes weiteres Leben,
mit seiner Verkrüppelung kämpfen musste. Ungezählt die manchmal Wochen, fast
immer einige Tage und die vielen Stunden, in denen er gegen Phantomschmerzen
kämpfen musste, die bei jedem, noch so kleinem Wetterumschwung einsetzten. Sein
Stöhnen klingt mir heute noch in den Ohren. Nein, zimperlich war er wirklich
nicht, er kämpfte bis zu seinem 93. Geburtstag und war immer, bis zu seinem
letzten Atemzug, ein stolzer Mann
geblieben.